Die sagenhafte Bus-Genuss-Tour

am 23.11.2024 - da hat der November-Blues keine Chance!

 

Auf irgendeinem der diesjährigen Clubabende hatten wir beschlossen: wir machen mal wieder eine Bustour, ist ja ganz lustig, hatten wir schonmal gemacht, ist aber lange her, könnten wir wieder machen...

 

Jau. Gesagt, getan, als Ziel haben wir den Weihnachtsmarkt in den Grotten von Valkenburg NL ausgeguckt, Ende November, das passt zum Vorglühen für angedachte Spekulatius- und Nikolaustouren.

Gebucht war schnell und so tritt dann ein guter Teil vom Club Samstags um halb zehn in Bensberg oder Bergisch Gladbach die Tour an. Drei kurzfristige Krankheitsausfälle - schade - aber es sind immerhin noch genug Teilnehmer, um den Bus zu rocken. 

Reingeklettert, rauf aufs Oberdeck, hallihallo, alle da? Dann kann's losgehen. Der Bus ist noch schneebedeckt, kam wohl aus dem Oberbergischen - der Fahrer heizt ordentlich ein, so dass wir oben hoch uns vorkommen wie auf der obersten Saunabank und zusehen können, wie die Schneelage vom Dach taut und seitlich an den Fenstern herunterläuft.

Egal, wir sitzen ja im trockenen. Der Bus zockelt über die Bergisch Gladbacher Straße und stoppt erst einmal am Rewe in Holweide. Da steigt wohl noch jemand zu, genaues weiß man nicht, es kommt keine Durchsage oben an. Danach geht's auf die Autobahn und über die Rodenkirchener Brücke über den Rhein.

Und warum geht der Bus jetzt von der Autobahn ??? an den Bonner Verteiler ??? Da stoppt er hinter der Aral-Tankstelle, Pause.

Ähm, Korrektur, Pause die erste....

 

Wir lernen dabei einen Schweizer kennen, der dort mit seiner 125er Primavera steht (die hat er aber auf dem Hänger bis Köln gefahren...) Er will nächstes Jahr von der Schweiz bis Köln mit dem Roller fahren, so 520 km, müsste man am Tag schaffen. Ja, das geht, bestätigen ihm unsere fernstreckenerprobten Großglocknerfahrer.

Und warum fährt der Bus nicht weiter? Pipipause war doch ausreichend lang? Sogar so lang, dass sich vereinzelte Herrschaften beim McDonalds ein komplettes Menu (sicherheitshalber, man weiß ja nie) einverleiben konnten. Irgendwann sickert dann durch, dass noch ein Zubringerbus kommen soll, der nach Aachen zum Weihnachtsmarkt fährt und deshalb aus unserem Bus welche dahin und aus diesem Bus welche zu uns umsteigen müssten. Aber irgendwie hätte dieser Zubringer Schwierigkeiten...

Na toll. Nach mehr als einer Stunde dumm rumstehen tut sich was, da kommt besagter Zubringerbus. Zwei Damen aus den hinteren Reihen unseres Busses haben aber nichts von Umsteigen mitbekommen und quasi auf den letzten Drücker gemerkt, dass sie in den anderen Bus müssen, wenn sie nach Aachen wollen. Die hätten sich aber schön gewundert, wenn sie statt Aachener Printen Hollandse Kaas auf dem Weihnachtsmarkt gefunden hätten....

Eeeeendlich geht es weiter - bis zur Raststätte Aachen Land, wieder eine vorgeschriebene Flüssigkeitenpause. Angeblich funktioniert die Bordtoilette nur eingeschränkt, irgendwas mit der Spülung... Mag man glauben oder nicht. Also gut, wieder ein Stopp, wieder eine halbe Stunde....

Auf einmal setzt sich Jürgen um und gibt seinen Fensterplatz auf. Gut, das Wetter ist nicht so dolle und die Gegend kennen wir ja vom Rollern auch schon und das Tauwasser stört auch die Aussicht ein wenig... aber der wahre Grund ist Jürgens nasser Rücken. Jacke wie Hose sind naß. Wie das?

 

Das Busfenster ist nicht dicht und das herunterlaufende Tauwasser hat ganze Arbeit geleistet. Jürgen sagt dem Busfahrer Bescheid, aber der meint nur lakonisch, dass er davon wüßte. Ja verdammt nochmal, kann man denn da nicht einen Hinweis an diesem Platz anbringen, dass der Sitz besser freibleiben sollte? Es macht bestimmt wenig Vernügen, mit nasser Jacke und Hose im November unterwegs zu sein. 

Jürgen läßt sich die Laune nicht vermiesen, zieht seine Nikolausleuchtmütze samt Schal an. Bis zum Ziel ist vermutlich noch genug Zeit, um wieder anzutrocken.  Dann holt er ein Paket bunter "Glühkerzen" aus der Tasche, das wird der nassen Jacke wohl einheizen. Und bis zum Ziel dürften eingedenk der diversen Pausen und anderen kurzweiligen Unterbrechnungen Jacke wie Hose wieder trocken sein. Stimmt, denn etwa gegen 13.00 Uhr sind wir endlich da. Das hätten wir mit den Rollern möglicherweise schneller hinbekommen.

Der Bus schiebt sich haarscharf an Blumenkübeln und Verkehrsschildern vorbei in den Ort, wo sich bereits Menschenmassen durch die Gassen schieben. Wir werden ausgespuckt und sammeln bröckchenweise Informationen, wie es weitergeht. Es wird ein Papierzettel ausgeteilt, das ist der Eintritt in die erste Grotte, da wären wir fast ganz mitten davor (hä??) und wenn wir da alle wieder raus wären sollten wir wieder hierhin kommen, etwa so um halb fünf, dann kauft der Busfahrer erst die Eintrittskarten für die zweite Grotte. Klingt ja nach einem Plan...

Ausgestattet mit den Eintrittskarten schieben wir uns genauso haarscharf auf dem schmalen Gehsteig in den Ort, im Schneckentempo, aber bitte in Zeitlupe. Bis wir endlich den Kopf der Menschenschlange bilden und kurz vor dem Zugang zur Grotte stehen. Nur um dort zu erfahren, dass wir die ganze Zeit in der falschen Schlange vor der falschen Grotte herumgeschlichen sind. Wir müssten quer rüber in die andere Grotte. 

Gut, dann quer rüber über die Straße und dort unterhalb des Felsen mit den Resten der Burg wieder neu angestellt. Hier geht es etwas schneller, der Eintrittszettel wird gescannt, die Taschen (lasch) kontrolliert und dann geht's hinein in die Unterwelt.

Ziemlich eng, ziemlich verworren, ziemlich voll und ziemlich bunt. Das Höhensystem im weichen Kalksteinfelsen behinhaltet die buntesten Weihnachtslichterlämpchenkreationen, die man sich denken kann. Man wird mit den Besuchermassen mitgeschoben über den unebenen Höhlenboden und staunt nur noch über all den Kram, den man hier erstehen kann. 

Da müssen ganze Seecontainerschiffsgeschwader aus China & Co hergeschwommen sein, um all das wunderbare Weihnachtszeug hier unter die Felsen zu schaffen... welch eine Masse an Deko und anderen Sachen, von denen man gar nicht wußte, dass man sie brauchte - und erst recht nicht, dass man sie hier quasi "unter Tage" finden kann.

Dabei übersieht man fast die Felszeichnungen in den Grotten. Ein kleiner in den Fels geschlagener Altar zeigt, dass die Höhlen offenbar christlichen Zwecken gedient haben - leider ist dazu wenig in Erfahrung zu bringen und die ein oder andere Felszeichnung auch durch den ganzen Weihnachtsmarktzauber so überstrahlt oder verdeckt, dass man sie gar nicht richtig wahrnehmen kann.

Gefühlte Ewigkeiten später schieben wir uns schon fast erschlagen wieder ans Tageslicht, es ist windig und frisch und jetzt wäre etwas Warmes willkommen. Wo sind denn die anderen? Noch im Fels? Hm, dann teilen wir uns klugerweise auf, eine Vorhut sieht zu, dass wir für 14 tapfere Weihnachtsmarkterforscher irgendwo in einem Restaurant ein paar Tische belegen können. Horst, Karin sowie Wilhelm und Aloisia bleiben zurück, um die anderen abzufangen, die noch im Weihnachtsglitzerwahnsinn verfangen sind.

Im Pannekoekenparadies finden wir ausreichend Plätze für alle und bestellen schon mal aus der umfangreichen Speisekarte. Irgendwann kommen Karin und Horst. Und irgendwann noch etwas später Peter, Marianne, Norbert, Jürgen - da sind wir fast komplett bis auf Wilhelm und Aloisia. Unser Nachrichtensystem über WhatsApp und InfoGruppe und Telefon funktioniert nicht. Die sind doch nicht etwa wieder im Fels verschwunden? Keine Reaktion von den beiden. Nun gut, sie könnten auch im Dorf bummeln gegangen sein, also richtig Sorgen machen müssten wir uns erst, wenn sie nicht um halb fünf am Bus auftauchen.

Als wir dann gegen halb fünf dort wieder aufschlagen, wo uns der Bus ausgespuckt hat, stehen die beiden da. Wie es scheint, hat der Mobilfunk nicht funktioniert, unsere Nachrichten haben sie nicht erreicht. Aber immerhin, wir haben sie wieder! Und so können wir gemeinsam den zweiten Teil in Angriff nehmen.

Da kommt dann auch schon der Busfahrer - und erklärt, dass er jetzt die Karten für die zweite Grotte kauft, aber nur für die, die da reinwollten. Die Meinungen sind geteilt - aber immerhin, der Eintritt dafür ist ja im Reisepreis bezahlt, also mag er doch erstmal die Karten kaufen. Wer dann reingeht oder kurz vorher umdreht muß jeder selbst entscheiden.

 

Nun gut, dann wieder in die gutbekannte Schlange vom ersten Anlauf. Die ist jetzt etwas kürzer, aber das Chaos nicht. So kommt es denn, dass der Busfahrer irgendwo links an der Seite stehend die Eintrittskarten verteilt, aber diejenigen, die in der Schlange schon weiter vorgeschoben wurden, darüber verlorengehen. Keine Sorge, die werden kurz vor dem Eingang von den Securityleuten wieder zurückgeschickt. Man sieht, es ist alles perfekt organisiert...

Und irgendwie erfahren wir dann auch so ganz nebenbei, dass abends um halb acht die Rückfahrt startet. Ach nein, kurz später soll es dann sieben sein. Hätten ein paar Kunden so gewünscht, die wollten gerne noch die Parade sehen - die aber geht wohl noch später. Nun gut, das wird ein langer Tag, wenn die Rückreise auch so glatt läuft wie die Anreise....

Aber jetzt erstmal in die zweite Höhle, die deutlich höher ist als die erste. Der Inhalt jedoch ist ziemlich vergleichbar... So schiebt sich denn ein Teil der Truppe hinein, die anderen schieben sich durch den Ort und pünktlich um sieben trifft man sich am Bus. Leider sind nicht alle da, ein Rollatorpassagier mit Begleitung wird vermisst. Eine Viertelstunde später sind die dann auch da, es wird tatsächlich durchgezählt....

Dann geht es wieder zurück und eingedenk der perfekten Organisation sickert dann auch durch die Reihen, dass sich erst am Bonner Verteiler entscheidet, wie der Bus die letzten Stationen anfährt. Erst dachten wir noch, wir wären etwa gegen neun wieder zu Hause, zumindest in Bergisch Gladbach. Hätte fast funktioniert - um neun ist der Bus am Bonner Verteiler. Da ist dann die Rede von Hennef, Siegburg, Troisdorf und wo zur Hölle der Bus noch hinmuß.

 

Links eröm, rääts eröm!  Ja wenn in Birkesdorp der Buur op der Huhzick danz....

Also um es mit kölschem Liedgut auszudrücken: Dat weed en herrlich lange Naach! 

 

Und tatsächlich, so kommt es dann auch - spät, ganz spät in der Nacht trifft dann auch der letzte Heimkehrer zu Hause wieder ein. Was für eine Tour - mit allem Komfort: undichte Scheiben, kaputtes Mikrofon, deshalb keine Durchsage möglich und Information häppchenweise zum Selbstabholen und im Vorfeld nur der stolze Hinweis mit garantiert fünf Stunden Aufenthalt vor Ort. Aber kein Wort, dass man fast eine Übernachtung hätte einplanen können...

Aber was soll's - Spass machen  können wir selber am allerbesten miteinander und übereinander und am nächsten Clubabend lachen wir gemeinsam über diese Bus-Genuss-Tour. Und planen dann, wie wir selber eine Bustour organisieren könnten. Mit zwei bis drei kleinen angemieteten 9-Sitzer-Bussen, die wir für uns alleine hätten.... klingt ausbaufähig!

Um es mit Peters Worten zum Abschluß zu bringen - diese Tour wird in die Annalen eingehen...